Der Berliner Schlagzeuger Tilo Weber besitzt die einzigartige Fähigkeit, sich komplett hinter seiner Musik zurückzunehmen. Diese Gabe hat er schon mit mehreren Formationen unter Beweis gestellt, aber nie zuvor zu so unerhörter Vollkommenheit geführt wie auf "Faun Renaissance", der zweiten Platte seiner Band Four Fauns. Auf dieser findet sich "Se La Mia Morte Brami", ein Werk für das Tilo Weber 2022 den Deutschen Jazzpreis in der Kategorie Arrangement des Jahres erhielt.
Mit seiner spirituellen Durchdringung von Klangverläufen, die vom Barock bis ins Mittelalter zurückreicht und auch seine eigenen Kompositionen auf dem Album trägt, steht Tilo Weber in auffälligem Gegensatz zu einer Jazzumgebung, die sich oftmals an sogenannter zeitgenössischer E-Musik orientiert. Das älteste Stück der Einspielung geht auf Guillaume de Machaut zurück, einen französischen Nachfolger der Troubadours und Vertreter der Ars Nova im 14. Jahrhundert. An der Musik des Mittelalters fasziniert den Drummer gerade ihre packende Aktualität, die durch den distanzierten Fokus meta-epochaler Unbefangenheit noch erhöht wird. Was ohne Zugeständnisse in die eine oder andere Richtung wie ein Ding der Unmöglichkeit anmutet, geht dem Quartett mit bemerkenswerter Leichtigkeit von der Hand. Das verbindende Element aller Stücke ist ihre außerordentliche Festlichkeit, und das darf gern in jedweder Bedeutung des Wortes verstanden werden. Es ist ein Fest der Musik, ein Fest der Sinne, ein Fest der Verinnerlichung und eine Feier jedes einzelnen Tons, der hier zelebriert wird. Es bedarf keinerlei Voraussetzungen, um sich auf diesem Terrain sofort zu Hause zu fühlen.
Richard Koch: Trumpet
Claudio Puntin: Clarinet
James Banner: Bass
Tilo Weber: Drums und Composition
Kategorie: | Kulturforum |
Artikelnummer: | KF-20230517 |